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Sommerwiesenkonzert in Rodgau

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Kavalierstart alter Art: Zum Auftakt der Sommerwiesen-Konzerte lieferte die Matchbox Bluesband aus Frankfurt eine mitreißende Vorstellung ab.
Kavalierstart alter Art: Zum Auftakt der Sommerwiesen-Konzerte lieferte die Matchbox Bluesband aus Frankfurt eine mitreißende Vorstellung ab. © Klemt, Karin

Die Kulturinitiative Maximal hat in Jügesheim einen perfekten Start in die Sommerwiesenkonzerte hingelegt. Und das Beste: Es geht an den nächsten Wochenende weiter.

Jügesheim – Begeisterung, Erinnerungen und Interesse gleichermaßen haben am Freitagabend vier Herren aus der Streichholzschachtel in Jügesheim geweckt. Mit dem Auftritt der Matchbox Bluesband aus Frankfurt hinter dem Stammdomizil an der Eisenbahnstraße gelang der Kulturinitiative Maximal für ihre sommerliche Open-Air-Reihe ein Kavalierstart alter Art. Der Fahrplan bis Anfang September verspricht weitere Delikatessen.

Keine fünf Minuten brauchte das Quartett, um sein Publikum für zweieinhalb Stunden unter Volldampf aufs Gleis zu setzen. Bis Klaus Kilian, Frontmann der seit über drei Jahrzehnten nahezu konstant besetzten Formation, die Eisenbahn-Analogie mit dem Mundharmonika-Klassiker „Number Nine Train“ final auf die Spitze trieb, blieb die Metapher stets in Reichweite. Louis Jordan, in den 1940er-Jahren Star der erblühenden Rhythm‘n’ Blues-Szene in den USA, gedachte die Combo beim „Choo Choo Choo Boogie“ mit vierstimmigem Vokal-Background. Im Genre blieb sie mit „Teardrops From My Eyes“ swingend und „You Don‘t Know What Love Is“.

Feiner Blues

Mit authentischem, sauber abgestimmtem Gesang beeindruckte das Quartett wiederholt, etwa beim 50er-Jahre-Hit „Crazy Little Mama von den Eldorados. Häufiger noch blitzte im Programm aus klassischem Chicago-Blues, Reminiszenzen an Legenden wie Muddy Waters und Little Walter, erdig-satten Südstaaten-Sound und einer selbst gestrickte Nummer über den suspekten Bofrost-Mann das Können der beiden Solisten auf. Klaus Kilian deckt mit der Blues Harp das Klangspektrum vom Bläsersatz über Jazz-Piano bis zur Leadgitarre ab, lässt selbst die Slide Guitar wimmern wie einst Elmo James („Bleeding Heart“) und gilt als einer der besten deutschen Blues-Sänger.

Ein vergleichbarer Ruf eilt Bernd Simon voraus, der als Gitarrist mit harmonischen Aha-Momenten und handgestochenen Riffs in atemberaubendem Tempo verblüffen kann. Ideal ergänzt wird das Front-Duo von Drummer Thomas Frömming, der zum staubtrockenen (Off-)Beat gleichzeitig die Becken zu streicheln und Synkopen zu dreschen versteht, und Wolfgang Lieberwirths Kontrabass, solides Podest und für ein kerniges Solo gut.

So regional wie möglich

Für die Veranstalter hätte der Auftakt ihrer Sommerwiesenkonzerte kaum besser sein können. Maximal-Vorsitzende Karin Wagner war angesichts der gut besetzten Festwiese, von Nachbar Matthias Bachmann zur Verfügung gestellt, schon am frühen Abend zuversichtlich: In Corona-Nöten 2020 erstmals improvisiert, habe das Angebot – vom sechsköpfigen Vorstand und einer ehrenamtlichen Mannschaft von 20 bis 30 Helfern gestemmt – den richtigen Rahmen und offenbar auch sein Publikum gefunden. Erstmals gibt’s dieses Jahr zum Sound für Herz und Hirn auch Herzhaftes für Leib und Seele: Wagners Vize Horst Neckermann bestand die Probe am Würstchengrill.

So regional wie möglich sollen die Wiesenkonzerte nach Worten der Vorsitzenden sein. Die Richtung wies am Samstagabend mit der Big Band Groove Factory und einem Programm aus Rhythm‘n’ Blues, Funk, Pop und Jazz-Rock ein Rodgauer Eigengewächs. Nächstes Wochenende ist für Freitag Latin-Jazz mit Parason, für Samstag eine Nostalgie-Show von Jazz über Swing bis Rock’n’ Roll mit den Retrolettas angesagt. Die weiteste Anreise hat am Freitag, 1. September, das Trio Muddy What? aus München mit Blues im Gepäck, allerdings modern akzentuiert, bevor Sumners Tales am Samstag, 2. September, mit Songs von Sting und The Police in den Endspurt gehen. Los geht es stets um 19 Uhr auf der Wiese hinterm Maximal.  zrk

Gartenfest mit Groove-Faktor: Auf der Maximal-Wiese war der Blues los.
Gartenfest mit Groove-Faktor: Auf der Maximal-Wiese war der Blues los. © Karin Klemt

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