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Kulturarbeit als Herzensanliegen

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Vor der ersten Jazz-Night in der Aula der Georg-Büchner-Schule informiert sich der Vorstand der Kulturinitiative „Maximal“ über die technische Ausstattung.
Vor der ersten Jazz-Night in der Aula der Georg-Büchner-Schule informiert sich der Vorstand der Kulturinitiative „Maximal“ über die technische Ausstattung. © Wolf

Jügesheim ‐ Wie geht es weiter mit der Kulturinitiative „Maximal“? Rodgaus rührigster Konzertveranstalter hat keine feste Spielstätte mehr. Und ein Mann, der die Initiative mit gegründet hat, steht mit einer leeren Halle da. Von Ekkehard Wolf

Fast 18 Jahre lang hat Dieter Stein die ehemalige Holzwerkstatt in der Stettiner Straße 17 als Kulturbühne zur Verfügung gestellt. Der Verein zahlte zuletzt 130 Euro Miete im Monat. 500 wären nach Ansicht des Eigentümers angemessen gewesen. Letzten Sommer sprach er die Kündigung aus, um nicht länger draufzulegen. Dennoch tut es ihm weh, dass die Initiative nun geht: „Warum bleiben sie nicht hier, bis sie etwas Besseres gefunden haben?“

Mit dem Geld aus dem Verkauf seiner Softwarefirma hatte Stein die Immobilie erworben. Das Haus bot nicht nur Raum für Veranstaltungen, sondern auch für eine Wohngemeinschaft und Einrichtungen wie ein Tonstudio.

Dieter Stein ist vielseitig engagiert. Vor 45 Jahren hat er als Landvermesser in Madagaskar Straßen gebaut, jetzt schreibt er ein Buch über gescheiterte Entwicklungshilfe. In den letzten zwölf Jahren hat er ein neues Computerprogramm ausgetüftelt, einen Zauberwürfel der Tabellenkalkulation („Cubetwister“). In der Zeit der Rodgauer S-Bahn-Planung kämpfte er in einer Bürgerinitiative gegen Unterführungen („Rodgau gegen Tunnelröhren“).

Kulturinitiative hat Schlussstrich gezogen

Die lokale und regionale Kulturarbeit ist ein Herzensanliegen des 70-Jährigen. Deshalb war er nicht nur Vermieter der „Maximal“-Halle, sondern auch Vize-Vorsitzender der gleichnamigen Kulturinitiative. Da fällt es nicht leicht, die Rollen zu trennen. Wann ist man Hausbesitzer, wann ehrenamtliches Vereinsmitglied? „Wenn ich das Klo putze, den Boden schrubbe oder Schnee schippe, dann zählt das alles nicht“, klagt Stein. Bei vielen Mitglieder werde nur der Dienst bei den Veranstaltungen anerkannt.

Die Kulturinitiative hat nun in der Mitgliederversammlung einen Schlussstrich gezogen. „Das Maximal will sich weiterentwickeln und das geht an dem Ort nicht mehr“, sagt der wiedergewählte Vorsitzende Werner Kremeier. Für die Kulturarbeit in Rodgau habe Dieter Stein eine immense Leistung erbracht. „Aber wenn man 18 Jahre alt ist, dann verlässt man das Elternhaus, auch wenn‘s einem da super geht.“

Aus der Mitgliederversammlung sei der Anstoß gekommen, einen alternativen Veranstaltungsraum zu suchen, so Kremeier. Langfristig sehe er die Kulturinitiative auf dem Weg zu einem soziokulturellen Zentrum wie dem „Schanz“ in Mühlheim: „Das Ziel ist ganz klar: ein fester Ort mit festen Möglichkeiten. In der Stettiner Straße waren wir in der Nutzung eingeschränkt. Eine Untervermietung, zum Beispiel an Bands für Aufnahmen, war nicht möglich.“ Auch künftig wolle man Auftrittsmöglichkeiten für Nachwuchsbands bieten. Zunächst gehe es darum, das Konzertprogramm an wechselnden Orten fortzusetzen.

„Die Bands sind froh, dass es weitergeht“, sagt Schriftführer Udo Binding. Die Kulturinitiative sei für ihre hohe Soundqualität bekannt. Mehr als 120 Bands und Einzelkünstler seien an Auftritten interessiert. Das bestätigt auch Werner Kremeier: „Vom Angebot her könnten wir ein komplettes Jahr füllen.“

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